aurora borealis - so gelingt das fotografieren der nordlichter
Auf so ziemlich jeder Bucket List stehen sie drauf: die Nordlichter. Die tanzenden, bunten Lichter bekommt man vor allem in Skandinavien und in Island zu sehen. Die Leuchterscheinung ist auch bei Fotografen ein sehr beliebtes, wenn auch teilweise schwierig zu erwischendes Motiv.
In diesem Artikel kläre ich euch ein bisschen auf, über die Aurora Borealis, wo man sie findet und was man beim Fotografieren beachten sollte.
WAS IST DIE AURORA BOREALIS?
Sie werden Nordlichter oder auch Polarlichter genannt. Auf der Nordhalbkugel spricht man von der Aurora borealis und auf der Südhalbkugel von Aurora australis.
Die Entstehung der Polarlichter beginnt bei der Sonne, die einen Sonnenwind voll geladener Teilchen (Protonen und Elektronen) Richtung Erde stößt. Dieser reagiert dann mit dem Magnetfeld unserer Erde, was die Nordlichter erzeugt.
Wer es ganz genau wissen möchte, dem empfehle ich an dieser Stelle das Video von Doktor Whatson: Wie entstehen Polarlichter?
WO SIND DIE NORDLICHTER AM BESTEN ZU SEHEN?
Da Polarlichter, wie es der Name schon sagt, an den Polarregionen auftreten, sollte man Skandinavien, Island, Nord-Schottland, Grönland, Kanada, Alaska
und Nordsibirien als Reiseziel ins Auge fassen. Dort hat man von September bis März die Gelegenheit Nordlichter zu beobachten. Jedoch sind die
Regionen im Polarlichtoval kein Garant für die Leuchterscheinung. Wer im Winter nach Island oder Norwegen reist und erwartet täglich Polarlichter
sehen zu können, kann schnell enttäuscht werden. Nur bei klarem, wolkenlosen Himmel und Solaraktivität sind die Lichter zu sehen.
TIPP:
Verschiedene Polarlichter-Vorhersage-Apps können helfen, um besser planen zu können. Wir haben uns nach der App gerichtet und uns und unsere Kameras auf einen Abend mit sehr guter Prognose vorbereitet und wurden nicht enttäuscht.
WIE FOTOGRAFIERT MAN NORDLICHTER?
//WERBUNG//
Wer Polarlichter fotografieren möchte braucht Geduld, gute Vorbereitung, ein bisschen Glück und das richtige Equipment. Stundenlanges in der Kälte Stehen verlangt Körper und Equipment einiges ab.
Danke an The Heat Company für die Testprodukte, die mich komplett überzeugt und mir das Outdoor-Fotografieren erheblich angenehmer gemacht haben!
DAS EQUIPMENT
- Eine Kamera, mit der man die Belichtungszeit manuell einstellen kann (Spiegelreflex oder spiegellose Systemkamera)
- Ein lichtstarkes und möglichst weitwinkliges Objektiv (Lichtstark bedeutet eine kleine Blendenzahl: F1.2-F4.0 / Weitwinkel bedeutet 8-24mm.)
- Ein Stativ
- Warme Kleidung (es kann schon mal etwas länger dauern)
- Gute Handschuhe (Ich empfehle das Layer-System von The Heat Company)
- Wärmepads für die Akkus
- Fernauslöser (Ich bevorzuge die Remote App meiner Sony-Kamera)
DER ORT
Um die Polarlichter perfekt in Szene setzen zu können sollte man sich unbedingt einen Ort mit wenig Lichtverschmutzung suchen.
Unter Lichtverschmutzung versteht man die Abwesenheit von Dunkelheit, die vor allem in und um Städte herum zu beobachten ist. Schon das Licht von einem einzigen Haus oder einer Laterne kann das Bild beeinflussen. Damit man keine störenden Lichtquellen im Bild hat, muss man sich einen Ort suchen, der so dunkel wie möglich ist. In Island war das kein großes Problem, denn die Straße sind nicht beleuchtet und so haben wir uns lediglich vom Hof, auf dem wir übernachtet haben, entfernt.
Lichtquellen können jedoch auch bewusst als Stilelement in ein Bild eingebaut werden.
So in etwa konnte man die Nordlichter mit dem bloßen Auge wahrnehmen
Durch die Kamera lassen sich die kräftigen Farben der Aurora Borealis besser erkennen
WARUM SIEHT MAN DIE POLARLICHTER DURCH DIE KAMERA ANDERS?
Wenn die Aktivität der Polarlichter stark ist, der Mond nicht zu sehen und die Umgebung sehr dunkel, kann man die Lichterscheinungen sehr gut mit den eigenen Augen beobachten. Manchmal stehen sie
fast unbeweglich und dann wieder tanzen sie schnell über den Himmel.
Aber wo sind die starken Farben, die man immer auf den Bilder sehen kann?
Das menschliche Auge benötigt Licht, um Farben erkennen zu können. Das Licht fällt auf ein Objekt und wird von diesem reflektiert. Je nach Wellenlänge sehen wir unterschiedliche Farben. In der Nacht jedoch ist zu wenig Licht vorhanden, das reflektiert werden kann. Der Unterschied zwischen Hell und Dunkel ist dann noch möglich, Farben werden aber sehr schwach bis gar nicht erkannt.
Anders ist das bei der Kamera. Schaut man auf das Display der Kamera, erkennt man bereits das volle Farbspektakel am Himmel, da das Objektiv mehr Licht aufnimmt als das menschliche Auge. Das, was auf den Bildern zu sehen ist, ist also die Realität. Das menschliche Auge, kann es jedoch live nicht so intensiv wahrnehmen. (Die Farbwahrnehmung ist zudem bei jedem Menschen etwas anders. Viele können die Nordlichter bei leichter Intensität ausschließlich in weißen Schleiern, statt im leichten grün sehen.)
DIE KAMERAEINSTELLUNGEN
Damit ein Bild der Aurora Borealis oder auch der Aurora australis gelingt, ist ein Stativ unabdingbar. Tatsächlich musste ich teilweise vom Boden aus fotografieren, da mein billiges Stativ noch am Flughafen kaputt gegangen und in den Müll gewandert ist. Das wird mir für das nächste Mal auf jeden Fall eine Lehre sein. Gewicht sparen werde ich dann an einer anderen Stelle. (Danke an dieser Stelle noch mal an meine Mitreisende Sabine, die mir ihr Stativ geliehen hat.)
Das Stativ hilft, beim Fotografieren die Kamera komplett ruhig zu halten. Denn für die Nordlichter benötigt man eine Langzeitbelichtung und die wird nur scharf, wenn sich die Kamera nicht bewegt. Auch wenn man eine ruhige Hand hat, können kleinste Bewegungen das Bild ruinieren.
Außerdem sind ein Fernauslöser oder eine entsprechend App, mit der man über sein Handy die Kamera fernauslösen kann, wichtig. Das drücken auf den Auslöser der Kamera verursacht schon kleinste Erschütterungen. Mit dem Fernauslöser muss man die Kamera nicht mehr berühren, um ein Bild zu machen.
Es ist dunkel, das bedeutet, dass man das Bild längere Zeit belichten muss. Wie lange hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Intensität der Polarlichter
- Umgebungslicht (auch Mond)
- Schnelligkeit der Polarlichter
- Lichtstärke des Objektivs
Einstellungen: ISO 1600, 24mm F1.4, Belichtungszeit 5 Sekunden. Die zwei Streifen gehören zu einem Flugzeug.
TIPPS & TRICKS
- Achtet darauf, dass das Stativ festen Halt hat und die Aufnahmen nicht durch den Wind gestört werden. (In Island ist es immer windig!)
- Stellt beim Verwenden eines Stativs den Bildstabilisator eurer Kamera aus
- Bei der Kälte geben Akkus und Handys schneller den Geist auf. Mit Wärmepads kann man die Akkus, das Handy und sogar das Objektiv warm halten und die Akkuzeit erheblich verlängern. Achtet dabei darauf, dass die Wärmepads schon im Warmen aktiviert werden und während der Nutzung darauf, dass das Pad genug Sauerstoff bekommt, um optimal funktionieren zu können. Ich hatte die Ersatzakkus und Pads in der Jackentasche.
Einstellungen: ISO 1600, 24mm F1.4, Belichtungszeit 8 Sekunden
VERGESST DEN AUTOMATIKMODUS!
Wer sich bisher immer auf den Automatikmodus seiner Kamera verlassen hat, muss nun wohl oder übel aus seiner Komfortzone raus. Aber keine Sorge, ihr bekommt das hin!
"M" ist die Einstellung, die man in dem Fall an der Kamera wählen muss. Einige Kameras verfügen zwar über eine Programmautomatik, mit der man auch Bilder der Nordlichter hinbekommt, wählt man die
Einstellungen aber selbst, kann man die Qualität des Ergebnisses erheblich verbessern.
Alles, was man nun einstellen muss, sind folgende Dinge:
- ISO
- Blende
- Belichtungszeit
- Fokus
ISO
Als Faustregel gilt: So hoch wie nötig, so niedrig wie möglich. Ist der ISO sehr hoch, wird das Bild zwar heller, jedoch auch verrauschter. (Grisselig, würde man vielleicht sagen.)
Es hängt von der Kamera ab, wie rauschempfindlich sie ist und wie hoch man den ISO stellen kann, ohne ein zu rauschiges Bild zu bekommen.
Bei fast statischen Polarlichter kann man einen kleineren ISO-Wert einstellen und die Belichtungszeit entsprechend verlängern.
Bei schnellen, tanzenden Nordlichtern sollte man eine kurze Belichtungszeit und einen entsprechend höheren ISO-Wert wählen.
Blende
Empfehlenswert ist es mit Offenblende zu fotografieren. Das bedeutet, die kleinste F-Zahl des Objektives zu wählen. Einige Fotografen raten dazu, bei statischen Polarlichtern das Objektiv abzublenden, um die Sterne deutlicher zu zeichnen. (Abblenden bedeutet, die Blendenzahl zu erhöhen. Z.B. von F2.8 auf F4.0)
Belichtungszeit
Je länger eine Aufnahme belichtet wird, desto heller wird sie. Gibt es jedoch Bewegungen im Bild (tanzende Nordlichter), werden diese bei langer Belichtungszeit unscharf.
Hier kommt es also darauf an, wie sich die Polarlichter am Himmel verhalten. Statische Lichter können länger belichtet werden, bewegende kürzer.
Fokus
Nun kommt der knifflige Teil des Fotografierens: der Fokus.
Wählt man den Autofokus der Kamera wird ein Auslösen fast unmöglich sein, denn die Kamera wird in der Dunkelheit keinen Punkt finden, an dem sie das Bild scharf stellen kann. Die Lösung:
manueller Fokus.
Bevor man nun also endlich auf den Auslöser drücken kann, muss der Fokus eingestellt werden.
Hat man ein statisches Objekt wie ein Haus, einen Berg oder ähnliches im Bild, kann man den Fokus auf diesen setzen. Auch das Fokussieren auf die Sterne ist möglich.
BILDKOMPOSITION
Besonders hübsch wirken die Nordlichter, wenn sie Teil einer Bildkomposition sind. Dazu findet man gerade in Island viele interessante Motive.
Ein Haus, ein Berg oder eine andere hübsche Szenerie kann als zusätzliche Ebene dem Bild mehr Ausdruck verleihen.
Wollt ihr vielleicht sogar einen Freund, oder euch selber in einem Bild mit den Polarlichtern in Szene setzen, müsst ihr dazu unbedingt während der Aufnahme ganz
still stehen, um nicht unscharf zu werden.
Einstellungen Bild mit Pferd: ISO 6400, 24mm F1.4, Belichtungszeit 3,2 Sekunden // Bild mit Person: ISO 6400, 24mm F1.6, Belichtungszeit 0,8 Sekunden
Nun habt ihr ganz schön viele Infos rund um das Fotografieren der Nordlichter bekommen. Solltet ihr noch Fragen oder Anregungen haben, freue ich mich über eure Kommentare.
Habt ihr vielleicht auch schon mal die Nordlichter fotografieren können? Dann zeigt mir gerne eure Bilder.
//WERBUNG//
Vielen Dank an meinen Kooperationspartner Pegasus Reiterreisen*
www.reiterreisen.com/yvisway.htm
Danke an The Heat Company für die tollen Testprodukte, die mir das Fotografieren im isländischen Winter leicht gemacht haben!
Kommentar schreiben